verfasst, am 2. Juni 2021 von David

Kreissägeblätter und Aluminium

Kreissägen sind echt praktisch. Sie schneiden schnell und zuverlässig nicht nur Holz, sondern ggf. auch Aluminium oder gar Stahl. Aber damit sie das können, müssen Sie mit einem zum Material passenden Sägeblatt ausgerüstet sein. Warum das wichtig ist? Hier kommt die Antwort!

Kreissägeblätter für Holz und Aluminium sehen nur auf den ersten Blick ähnlich aus.

Sägen gehört zu den sog. “zerspanenden” Materialbearbeitungen, d.h. vom Rohteil wird Material abgetragen, indem Späne erzeugt werden. Damit dies möglichst gut funktioniert, muss aber berücksichtigt werden, dass sich Holzspäne anders verhalten als Aluminiumspäne. Entsprechend besitzen die Sägezähne unterschiedliche Geometrien.

Holz besteht beispielsweise aus Naturfasern, die von einem Sägeblatt durchtrennt werden müssen. Für Sägeschnitte ist daher z.B. sehr wichtig, ob sie parallel oder senkrecht zur Faserrichtung ausgeführt werden. Das Sägeblatt muss die Naturfasern möglichst glatt “abhacken”. Aluminium besitzt hingegen keine faserige Struktur und muss anders bearbeitet werden. Während der Zahn durch das Material gezogen wird, muss sich der Span möglichst glatt vom Metall abtrennen lassen und wegbefördert werden. Entsprechend müssen die Schneidgeometrien angepasst werden. Auf den beiden folgenden Bildern sind die Unterschiede der Sägezähne gut sichtbar:

Die genauen Zahngeometrien sind i.d.R. auf den Sägeblättern direkt vermerkt.

Ein weiterer (subtiler) Unterschied ist, dass die Anzahl der Zähne am Blatt unterschiedlich ist. Das Holzblatt der Kappsäge im SFZ hat beispielsweise 72, das Aluminiumblatt 96 Zähne.

Wer sich die Schnittgeometrien nicht merken möchte, der kann natürlich auch einfach auf das Sägeblatt gucken. Dieses hier ist beispielsweise zweifelsfrei für Holz gekennzeichnet und darf nicht für Aluminium benutzt werden.

Definitiv ein Holzsägeblatt, dass nicht für Aluminium verwendet werden darf.

Was passiert, wenn man trotzdem mit einem Holzblatt in Alu schneidet? Zunächst das offensichtliche: Das Schnittergebnis sieht einfach katastrophal aus: ab- und ausgebrochene Kanten, Materialverschiebungen etc. sind klar erkennbar. Im Vergleich dazu sind im Schnittbild mit einem passendem Kreissägeblatt keine derartigen Ausfransungen oder Verformungen sichtbar.

Darüberhinaus wird aber auch das Sägeblatt an sich in Mitleidenschaft gezogen. Aluminiumspäne verfangen sich in den für sie unpassenden Holzzähnen und “verkleben” das Sägeblatt. Die Späne werden durch die unpassende Zahngeometrie nicht abgelöst. Es ist nun zum einen sehr mühsam, die Aluminiumspäne einzeln wieder aus den Zähnen herauszubekommen und zum anderen beeinträchtigt es unnötig stark die Lebenserwartung des Sägeblattes, welches auf dieses Material nunmal nicht ausgelegt ist.

Aluminiumspäne “verkleben” die Sägezähne des Holzsägeblattes

Auf den meisten Sägeblättern sind übrigens noch mehr Daten vermerkt. Üblicherweise stehen dort 5 Zahlen. Beispielsweise “305 × 2,8 × 30 / 96 / max. 6200“.

Die erste Zahl (305) gibt den Außendurchmesser des gesamten Blattes in Millimetern an. Diese muss definitiv zur verwendeten Säge passen. Die zweite Zahl (2,8) gibt die Schnittbreite an. Dieses Blatt erzeugt also einen Schnitt von 2,8mm Breite. Darauf folgt der Durchmesser des zentralen Loches für die Blattaufnahme (30mm), danach die Anzahl der Zähne (96) und anschließend die absolute Höchstdrehzahl, bei der das Blatt noch verwendet werden darf (6200 min-1). Letztere sollte ebenfalls unbedingt zum Motor der Säge passen. Wenn die Leerlaufdrehzahl eines Sägemotors bereits höher ist als diese Maximaldrehzahl, dann darf das Blatt ebenfalls nicht verwendet werden, da es ansonsten aufgrund der auftretenden Fliehkräfte zerspringen kann.

Über den Autor

David

Astrophysiker, arbeitet im Schülerforschungszentrum der experimenta im 4. Stock, hängt in seiner Freizeit aber regelmäßig im Makerspace herum

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